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Sonette

 

Die Reihe der Sonette wird fortgesetzt, links das Original von William Shakespeare
und rechts die Nachdichtung von Karl Kraus:

 

LV

 

LV

Not marble, nor the gilded monuments
Of princes shall outlive this powerful rhyme,
But you shall shine more bright in these contents
Than unswept stone, besmeared with sluttish time.

Kein Marmorstein, kein Fürstenmonument
wird überdauern mein gewalt'ges Wort,
das deiner Hoheit hühern Ruhm bekennt
als Ehre, die im Erdenschmutz verdorrt.

When wasteful war shall statues overturn,
And broils root out the work of masonry,
Nor Mars his sword, nor war's quick fire shall burn:
The living record of your memory.

Wenn Raserei zu Staub zersprengt den Stein,
wenn Krieg die Mauern der Paläste bricht,
nicht Schwert, nicht Feuer soll imstande sein,
zu löschen dieses lodernde Gedicht!

'Gainst death, and all oblivious enmity
Shall you pace forth, your praise shall still find room,
Even in the eyes of posterity
That wear this world out to the ending doom.

Du gehst durch Tod, verzehrendes Vergessen,
vor allem leuchtend, was da sinkt ins Nichts,
und deiner Herrlichkeit sind zugemessen
die Tage bis zum Tage des Gerichts.

So till the judgment that your self arise,
You live in this, and dwell in lover's eyes.

 

Bis es zu andrem Leben dich beschied,
lebst du im Aug der Liebe durch mein Lied!

LVI

 

LVI

Sweet love renew thy force, be it not said
Thy edge should blunter be than appetite,
Which but to-day by feeding is allayed,
To-morrow sharpened in his former might.

O süße Liebe, deine Macht verstärke,
daß nicht die schale Welt sie wollte messen
am Hunger, der schon morgen greift zum Werke,
nachdem er heute erst sich satt gegessen.

So love be thou, although to-day thou fill
Thy hungry eyes, even till they wink with fulness,
To.morrow see again, and do not kill
The spirit of love, with a perpetual dullness:

So tu desgleichen: daß dein gierig Auge
sich heut am Hochgenuß der Schönheit freue,
doch mach, daß morgen wieder sie ihm tauge,
gewähre niemals, daß dein Geist bereue.

Let this sad interim like the ocean be
Which parts the shore, where two contracted new,
Come daily to the banks, that when they see:
Return of love, more blest may be the vieuw.

Wie Meeresflut ist triste Zwischenzeit:
zwei Küsten und zwei Liebende getrennt;
die täglich Wartenden verbindet Leid,
worin die Glut des Wiederfindens brennt.

Or call is winter, which being full of care,
Make summer's welcome, thrice more wished, more rare.


 

 

 

Dazwischen ist auch Winter, der nur währt,
daß man den Sommer sehnlicher begehrt.

Zum Sonderheft "Drei Künstler/innen":

 

 

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