Sonette
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Die Reihe der Sonette wird fortgesetzt, links das Original von William Shakespeare und rechts die Nachdichtung von Karl Kraus. Dieses Mal ist es soweit, das 66. Sonett erscheint pünktlich im 50. Heft, das einzige der Sonette, das ausgesprochen politischen Charakter hat, bis heute. Jetzt sage noch einer, Shakespeare hätte nicht alles vorausgewußt:
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LXV
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LXV |
Since brass, nor stone, nor earth, nor boundless sea, |
Wenn Erz und Stein, wenn Erd und Meeresschwall |
O how shall summer's honey breath hold out, |
Wie soll sich Sommers holder Atem halten, |
O fearful meditation, where alack, |
O Graungedanke! Wer denn kann der Zeit |
O none, unless this miracle have might,
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Nein, keiner kann's, wenn nicht mein Wort es trifft: |
LXVI
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LXVI |
Tired with all these for restful death I cry, |
Den Tod ersehn' ich, müd', es anzusehn: |
And gilded honour shamefully misplaced, |
wie Würde trägt der ausgepichte Wicht |
And art made tongue-tied by authority, |
wie Kunst verstummen muß vor Büttels Macht |
Tired with all these, from these would I be gone,
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All dessen müd', hielt ich den Tod für Glück, |