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Windows und Linux - ein Vergleich

 


 

Finanzielle Aspekte

In letzter Zeit werde ich oft gefragt, warum ich Windows Ade gesagt habe und ausschließlich Linux verwende. Das hat verschiedene Gründe, die ich, angefangen mit dem unwichtigsten, darlegen möchte. Der unwichtigste Grund ist der, dass ich dem Marktführer Microsoft das Geld nicht jedes Mal wieder in den Rachen schmeissen möchte, wenn ein neues Windows oder eine neue Office-Suite erscheint. Denn Microsoft-Lizenzen sind nicht unbeschränkt gültig, irgendwann wird der Support für ein Produkt eingestellt, um die Menschen zu bewegen, ein neueres Produkt zu kaufen. Ich verstehe ja den Standpunkt von Microsoft, der Rubel muss rollen, sehe aber generell keinen Grund, an Microsofts Vermögensbildung auch noch mitzuwirken. Solange die große Mehrheit der Computernutzer in die Microsoft-Falle tappt, hat der Konzern auch keinen Grund, sich zu beschweren. Nun ja, einen klitzekleinen Grund schon: Der Konzern hat mich als Benutzer definitiv verloren. Und das nach acht Jahren Windows-Nutzung. Linux dahingegen ist kostenlos, nicht nur das Betriebssystem, sondern auch die gesamte Open-Source-Software.

Stabilität des Betriebssystems

Nachdem ich mich acht Jahre lang mit den Problemen unter Windows, die wohl jedem Windows-Nutzer bekannt sind, wie beispielsweise "Windows kann nicht gestartet werden", Virenbefall usw. herumschlagen durfte, war Linux ein einziges Aufatmen. Die regelmäßigen Reparatur- und Neuinstallationsorgien unter Windows gehörten plötzlich der Vergangenheit an, mein Kubuntu, (das ist die Linux-Distribution, die ich gewählt habe), läuft in den zwei Jahren der Nutzung ohne Probleme. Ich kann mich also immer darauf verlassen. Kubuntu läuft auch wesentlich ressourcenschonender als z.B. Vista. Dort war die Prozessortemperatur immer zwischen 50 und 55 Grad, bei Kubuntu, selbst an diesem extrem heissen Tag (37 Grad im Schatten), beträgt diese zwischen 35 und 40 Grad. Unter Kubuntu werden Dienste des Systems nur dann aktiv, wenn sie benötigt werden, unter Windows laufen viele Dienste immer, benötigt oder nicht. Ein anderer, nicht unwichtiger Punkt ist die Update-Strategie beider Systeme. Bei Windows gibt es einmal im Monat den sogenannten Patchday, an dem Updates verfügbar gemacht werden, Updates außerhalb dieses Zyklus sind die große Ausnahme. Das gilt im Allgemeinen auch für Updates kritischer Fehler. Bei Linux wird sofort nach Bekanntwerden eines Fehlers oder einer Lücke ein Update programmiert, das meist innerhalb weniger Stunden verfügbar ist und dann automatisch installiert wird. Dass letztere Update-Strategie zielführender ist, dürfte deutlich sein. Dass sie auch sicherer ist, ist eine angenehme Konstatierung.

Programme

Der klassische Einwand vieler Windows-Fanboys gegen Linux ist, dass die vertrauten Windowsprogramme nicht verfügbar sind. Dem ist zu entgegnen, dass unter Linux für jedes Windowsprogramm eine gleichwertige oder sogar bessere Alternative installiert werden kann. Ganz abgesehen davon, dass mit spezieller Software auch viele Windowsprogramme, sogar viele Spiele unter Linux lauffähig sind, ich habe zum Beispiel Adobe Photoshop ohne Einschränkungen am Laufen. Das ist aber das einzige Windowsprogramm, das bei mir läuft, für alles andere verwende ich freie Software und bin hochzufrieden mit den Programmen und Resultaten. Die Latte liegt hoch bei mir, ich will immer nur das Beste und werde unter Linux bestens bedient. Die Linuxprogramme werden aus den sogenannten Paketquellen installiert, sind also sicher, weil ihre Sicherheit überprüft ist. Bei Windows dahingegen muss man sich seine Programme im Internet zusammensuchen und lädt oft Programme aus unbekannten und deshalb nicht unbedingt vertrauernswürdigen Quellen herunter. Das Risiko, sich auf diese Art und Weise einen Trojaner oder andere Schadsoftware einzufangen, ist relativ groß. Lediglich bei Kaufsoftware ist diese Gefahr gering, aber es ist nachgerade ein Sport für viele Windowsnutzer, alles kostenlos haben zu wollen, denn Windows selbst ist schon teuer genug. Auch wenn das bedeutet, dass man sich Software in Tauschbörsen besorgt, gerade hier ist die Gefahr, sich Schadsoftware einzufangen, überdimensional groß. Nach der Installation von Windows oder Ubuntu/Kubuntu kann der Unterschied im Softwareumfang nicht größer sein. Windows bringt gerade einmal den Internet Explorer mit, diesen Liebling eines jeden Webdesigners. Der Internet Explorer hält sich im Gegensatz zur Konkurrenz (Firefox, Opera etc.) nicht ganz an die Webstandards, was zur Folge hat, dass Webseiten dort leicht bis gravierend abweichend dargestellt werden und für den Internet Explorer extra optimiert werden müssen. Aber bevor man andere Software installiert, müssen erst die Hardwaretreiber installiert werden, danach ein Antivirenprogramm uns erst dann kann man loslegen. Eine Windowsinstallation, die alle Bedürfnisse abdeckt, dauert viele Stunden, ich kann es wissen, ich bin sehr erfahren in diesem Punkt. Wie anders verhält es sich bei der Installation von Kubuntu! Nach zwanzig Minuten ist das System installiert und liefert gleich für viele Anwendungsbereiche jeweils ein Programm mit. Lediglich die Installation eines einzigen Paketes ist noch nötig, dass auch mp3's und Videos abgespielt werden können. Dieses Paket ist aus urheberrechtlichen Gründen nicht in der Standardinstallation vorhanden, befindet sich aber in den Paketquellen.

Open versus closed

Windows und viele Programme für Windows sind 'closed source', das heisst, dass der Quellcode nicht verfügbar ist. Der Quellcode für Windows wird also nur von Microsoft gepflegt mit der Folge, dass der Nutzer von Microsoft gegängelt wird. So lässt sich beispielsweise nicht zu 100% nachvollziehen, welche Nutzerdaten ein Windowssystem an Microsoft übermittelt, der Quellcode kann nicht daraufhin von fähigen Programmierern untersucht werden. Auch ist es nicht möglich, das Betriebssystem auf spezielle Anwendungsgebiete zu optimieren, Windows ist ein riesengroßer Kompromiss für jedermann. In meinen acht Jahren der Windowsnutzung hatte ich immer das Gefühl, dass das Betriebssystem mich beherrscht, indem es mir Grenzen setzt. Die Nutzung ist eingeschränkt auf vorgegebene Möglichkeiten. Das mag für Otto Normalverbraucher genügen, es mag ihm sogar ein gewisses behütetes Gefühl geben, Microsoft wird schon wissen, was sie tun. Mir genügte das in zunehmendem Maße nicht. So begann ich mich für das 'Opensource-Konzept' zu interessieren. Der Quellcode liegt offen und eine weltweite Gemeinschaft von Programmierern arbeitet kontinuierlich an Verbesserungen und neuen Anwendungen. Auf diese Art und Weise werden auch Fehler sehr schnell entdeckt und repariert. Dieses Konzept überzeugte mich in zunehmendem Maße und so kam der Tag, dass ich Kubuntu parallel zu Windows Vista installierte. Das System war schnell eingerichtet und seit diesem Tag ging Vista in den Ruhestand. Zwei Monate später flog Vista von der Festplatte. Ich lernte schnell, um ausführbare Skripte zu erstellen und damit mein System für meine Bedürfnisse zu optimieren. Windows weine ich keine Träne nach, obwohl oder gerade weil ich noch viel damit zu tun habe. Der Rechner meiner Frau läuft unter Windows XP und ich verbringe regelmäßig Stunden damit, ihr System in Ordnung zu halten. An meinem Kubuntu habe ich kaum Arbeit, das läuft und läuft. Opensource-Entwickler portieren ihre Programme meistens auch ins Windowsformat, sodass die Software auch unter Windows verfügbar ist, Beispiel Open Office. Umgekehrt ist das so gut wie nie der Fall. Das ist aber nicht tragisch, da die Palette an Opensource-Software riesig ist, sogar anspruchsvolle Spiele werden in zunehmendem Maße entwickelt. Closedsource-Projekte werden von einer kleinen Gruppe von Entwicklern betreut, Opensource-Projekte von einer weltweiten Gemeinschaft von Entwicklern. Vier Augen sehen mehr als zwei. Die Offenheit sorgt dafür, dass jeder sich mit seinen Ideen einbringen kann.

Community

Ist einmal Hilfe oder auch nur Information nötig, so gibt es im Internet Foren. Für Windows gibt es Hilfeforen, wo man sein Problem vorlegen kann und auf Antworten hoffen muss, die zielführend sind. Ein gutes Beispiel ist das Supportnet. Ich bin dort auch angemeldet und helfe, wo ich kann. Bei Linux funktioniert das Ganze etwas anders. Für jede Distribution gibt es eine internationale Community mit nationalen Ablegern. Für Ubuntu und seine Derivate (Kubuntu, Xubuntu etc.) ist die deutsche Communitywebsite ubuntuusers.de hier zu finden. Ein Forum, wo man seine Fragen stellen kann, gibt es. Es empfiehlt sich aber, erst einmal die Suchfunktion zu bemühen. Was diese Website von Windowsforen unterscheidet, ist das sehr umfangreiche, eigentlich alle Fragen abdeckende Wiki. Ich bin dort immer fündig geworden, wenn ich Informationen benötigt habe. Weiterhin gibt es für direkte Hilfe einen Chatkanal, wo eigentlich immer hilfreiche Nutzer anwesend sind. Zum Plaudern gibt es noch diesen Chatkanal. So ist sichergestellt, dass Hilfe nie lange dauert, sicher nicht im Hilfe-Chatkanal. Die Ubuntu-Community setzt sich zusammen aus Entwicklern und mehr oder weniger erfahrenen, engagierten Nutzern. Eine solche Community habe ich im Windows-Bereich noch nicht entdecken können. In der Ubuntu-Community trifft man vielfach auch Leute, für die das Betriebssystem mehr ist als ein Hilfsmittel, nämlich eine Weltanschauung.

Sicherheit

Der für mich wichtigste Grund, warum ich von Windows Vista zu Linux Kubuntu gewechselt bin, ist im Bereich Sicherheit zu suchen. Zugegeben, seit Vista hat Microsoft in diesem Punkte Fortschritte gemacht, man wird genervt mit dauernden Fragen, ob man sicher ist, dass man ein bestimmtes Programm installieren will beispielsweise. Aber das Sicherheitskonzept ist immer noch ein Kompromiss zwischen Benutzerfreundlichkeit und Sicherheit und deshalb per Definition unsicher. Bei der Installation wird immer noch ein Administratorkonto angelegt und der Erstbenutzer hat weitgehende Administratorrechte, was nichts anderes bedeutet, als dass das System auch für Angreifer weitgehend offenliegt. Bei Kubuntu wird zwar auch ein Administratorkonto angelegt, dieses erhält jedoch kein Passwort, sodass man sich erst einmal nicht als root (das ist der Administrator) anmelden kann, sondern nur als Benutzer ohne Rootrechte. Das System ist also abgeschottet. Wenn Rootrechte nötig sind, beispielsweise bei der Installation von Programmen, wird man entweder nach seinem Passwort gefragt oder man vergibt die Rootrechte kurzzeitig in der Konsole. Dieses Konzept ist wesentlich sicherer als das eigentlich durch Abwesenheit glänzende Sicherheitskonzept von Windows. Sicher, Windows hat eine eingebaute Firewall und seit Neuestem auch einen eigenen Virenscanner, das System liegt aber nach wie vor weitgehend offen. Eine Firewall und ein Virenscanner sind unter Linux unnötig, weil aufgrund des Sicherheitskonzeptes Angriffe sehr schwierig sind und es andererseits aus eben diesem Grunde keine Schadsoftware für Linux gibt. Daneben macht der geringe Marktanteil von Linux es nicht lohnend, Schadsoftware zu programmieren, was aus oben genannten Gründen sowieso wesentlich schwieriger ist als unter Windows. Selbst wenn mir aus dem Internet Schadsoftware auf den Rechner kommt, so kann diese unter einem abgeschotteten Linuxsystem nichts ausrichten, auch weil sie gar nicht für Linux programmiert ist. Als Beispiel möge Schadsoftware dienen, die durch Lücken des Firefoxbrowsers eingeschleust wird, diese verpufft im Leeren.

Fazit

Die Entscheidung gestaltete sich also alles andere als schwierig, zumal Kubuntu noch andere Vorteile bietet, die man bei Windows vergebens sucht. Zu nennen sind hier die Desktopeffekte und die Möglichkeit, bis zu 36 verschiedene Desktops anzulegen, die auch noch alle anders eingerichtet werden können, wenn gewünscht. Ich habe mir 12 Desktops angelegt, jeden für ein bestimmtes Programm und kann mit einem Mausklick zwischen den Desktops wechseln. Die Anpassungsmöglichkeiten für Farbschemas, Fensterdekorationen, Kontrollleisten usw. sind sehr vielfältig, auch hierin ist der Kubuntudesktop jedem Windowsdesktop um Längen voraus. Für diejenigen, die jetzt neugierig geworden sind, veröffentliche ich im nächsten Heft eine Installationsanleitung für Kubuntu. Man kann das System auch sehr leicht parallel zu Windows installieren, um es in aller Ruhe auszuprobieren. Abschließend noch ein Scrennshot meines derzeitigen Desktops:

 

 


 

 

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